Vermehrung von Pflanzen

Der Hobbygärtner kann natürlich jedes Frühjahr ins Gartencenter pilgern und sich mit günstigen Jungpflanzen eindecken. Aber das ist nicht dasselbe wie selbst gezogene Kulturen. Die Vermehrung von Pflanzen kostet nichts und bringt obendrein Spaß. Denn die eigene Nachzucht aufwachsen zu
sehen, erfüllt das Gärtnerherz mit Stolz und Freude. Aber wie gelingt eigentlich eine erfolgreiche Pflanzenvermehrung? Das kommt auf die Art an, denn verschiedene Pflanzensorten vermehren sich unterschiedlich. Man muss sich also schon ein bisschen mit der Materie beschäftigen. Wenn man weiß, wie sich welche Pflanze vermehrt, ist die Nachzucht in den meisten Fällen aber ganz einfach.

Den Kreislauf von Samenernte und eigener Aussaat zu beobachten, das Wachstum der Pflanze bis zu Blüte und Frucht hautnah zu verfolgen, ist ein besonders naturnahes Gartenerlebnis. Der Gärtner darf gespannt sein, wie viele Samenkörner überhaupt keimen und wie reich die Nachzucht gedeihen wird. Manches Mal wird er vielleicht enttäuscht sein, ein anderes Mal wird die Ernte seine Erwartungen übertreffen. So geht Gärtnern mit der Natur.

Lass doch doch auch mal auf das Abenteuer ‚Vermehrung von Pflanzen‘ ein. Hier ließt du, wie das mit welcher Art gelingen kann.

Die Möglichkeiten der Vermehrung von Pflanzen

Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Arten, Pflanzen zu vermehren. Entweder zieht man sie aus Samen heran oder man verwendet einzelne Teile vorhandener Pflanzen. Aus Wurzeln, Blättern, Stecklingen, Zwiebeln, Knollen oder Ausläufern lassen sich neue Exemplare heranziehen. Letzteres nennt man vegetative beziehungsweise ungeschlechtliche Vermehrung, die Züchtung aus Samen heißt generative oder geschlechtliche Vermehrung.

Der Unterschied liegt im Erbgut:

Vegetativ

Es entsteht ein identisches Abbild der Mutterpflanze, also ein Klon. Alle nachgezüchteten Pflanzen besitzen die gleichen genetischen Eigenschaften. Dadurch erreicht man beispielsweise beim Obst kontinuierliche Sortenreinheit.

Generativ

Das Erbgut von zwei Elternpflanzen wird kombiniert. Dabei können bestimmte
Eigenschaften mit der Zeit verloren gehen.

Beide Methoden spielen in der Landwirtschaft eine Rolle:

Vegetativ

Obstsorten können damit über Jahrhunderte hinweg erhalten werden. Ein Beispiel dafür ist die alte Apfelsorte Goldparmäne.

Generativ

Einjährige Nutzpflanzen können nur mithilfe von Samen angebaut werden. Beispiele dafür sind Weizen oder Mais. Der Gemüseanbau erfolgt ebenfalls durch Aussaat. Die generative Vermehrung kommt auch bei der gezielten Neuzüchtung zum Einsatz. Dabei kombiniert man bestimmte Elternpflanzen miteinander und selektiert die Nachkommen, bis man eine gewünschte Eigenschaft herausgezüchtet hat. Das kann beispielsweise eine neuartige
Blütenfarbe sein oder auch die Robustheit gegenüber bestimmten Krankheiten.

So geht vegetative Vermehrung

Je nach Art kommen bei der vegetativen Vermehrung von Pflanzen verschiedene Methoden zur Anwendung.
  • Ableger, Absenker - Beim Ableger werden einzelne Pflanzentriebe heruntergebunden und in die Erde eingebracht. Dadurch wachsen mit der Zeit neue Triebe aus der Erde heraus, es bilden sich mehrere eigenständige Pflanzen. Der Absenker wird so mit der Erde in Kontakt gebracht, dass die Triebspitze senkrecht hinausschaut. Es bilden sich Wurzeln, aus denen dann eine neue Pflanze herauswächst. Beispiele: Haselnuss, Hayworthia

  • Abmoosen - Dabei verletzt man einen Pflanzentrieb, legt feuchtes Moos auf die verletzte Stelle und umwickelt das Ganze mit Frischhaltefolie. In das Moos wachsen Wurzeln hinein und es bildet sich ein Trieb, der nach einer gewissen Zeit abgetrennt werden kann. Dieser wird eingepflanzt und bildet sich zu einer eigenständigen Pflanze aus. Beispiele: Alternative zur Stecklingsvermehrung

  • Ausläufer - Dabei handelt es sich um Seitensprossen, die man auch Kindel oder Stolonen nennt. Ausläufer können oberhalb oder unter der Erde wachsen, schlagen Wurzeln und bilden neue Pflanzen aus. Beispiele: Erdbeere

  • Knollen und Zwiebeln - Unter Knollen versteht man verdickte Organe wie etwa Wurzeln oder Sprossen. Sie dienen der Speicherung von Nährstoffen. Aus jeder Knolle kann aber auch eine neue Pflanze heranwachsen. Die Zwiebel ist beispielsweise eine Art von Spross. Zwiebelgewächse bilden meist von selbst Tochterzwiebeln, aus denen sich neue Pflanzen entwickeln können. Beispiele: Kartoffel, Küchenzwiebel

  • Rhizome - Rhizome sind unterirdische Sprossachsen. Diese können sowohl Wurzeln als auch Knospen und Triebe ausbilden. Dann kann man das Rhizom teilen und eine neue Pflanze daraus wachsen lassen. Beispiele: Himbeere

Regrowing von Gemüse

Auch Gemüsereste, die normalerweise in der Biotonne landen würden, kann man zur vegetativen Vermehrung nutzen. Dazu steckt man beispielsweise eine Knoblauchzehe in geeignetes Substrat und wartet einfach, bis eine neue Pflanze daraus hervorsprießt. Den oberen Teil einer Ananas oder einer
Kohlrabi-Knolle kann man ebenfalls in Substrat stecken. Hält man dies ausreichend feucht, bilden sich nach einer gewissen Zeit Wurzeln, aus denen eine neue Pflanze wächst. Diese Methode eignet sich auch für Salate, dafür setzt man den unteren Teil des Kopfes in feuchtes Substrat.

Eine Liste von Pflanzen, die man nur vegetativ vermehren kann:

  • Kartoffeln
  • Erdmandel
  • Knollenziest
  • Knoblauch
  • Schnittlauch
  • Meerrettich
  • Minze
  • Spargel

Pflanzen klonen: Vegetative Vermehrung durch Stecklinge

Eine weitere Variante der vegetativen Pflanzenvermehrung sind die Stecklinge. Da das neue, aus dem Steckling herauswachsende Exemplar mit der Spenderpflanze genetisch identisch ist, handelt es sich dabei um eine Art des Klonens. Als Stecklinge kann man einzelne Blätter, Triebspitzen oder Teile
einer Sprossachse verwenden.Steckt man diese in geeignetes Substrat, bilden sich Wurzeln und es wachsen neue Pflanzen daraus hervor. Welchen Pflanzenteil man für diese Art der Vermehrung nutzen kann, hängt von der Art ab. So kannst du den herrlichen Rhododendron aus dem Nachbargarten in den eigenen Außenbereich herüberholen oder ihre Kräuter vermehren.

  • Nicht alle Pflanzenarten sind geeignet
    Welche Arten kann man mit Stecklingen vermehren? Wenn Pflanzen nach dem Rückschnitt schnell wieder neue Triebe ausbilden, ist das ein Hinweis darauf, dass sie sich für die Stecklingsvermehrung eignen. Dazu gehören beispielsweise Kräuter wie Rosmarin oder Thymian. Aber auch Stauden wie Hortensien und Flieder.

  • Welcher Zeitpunkt ist geeignet?
    Stecklinge schneidet man in den Sommermonaten ab, also von Juni bis August. Der Morgen und der Vormittag sind ideale Schnittzeitpunkte. Denn für diese Art der Vermehrung eignen sich am besten junge Triebe, die in dieser Saison vorhanden sind. Nur diese können als Stecklinge Wurzeln ausbilden, allerdings sollten sie nicht allzu dünn oder weich sein. Nimmt man Rosmarin als Beispiel, sollte der Trieb schon eine leichte Rinde aufweisen, um sich als Steckling zu eignen.

  • Wie schneidet man?
    Um einen Steckling abzuschneiden, muss unbedingt ein sehr scharfes Messer verwendet werden, damit ein glatter Schnitt gelingt. Den Triebstängel schneidet man knapp unter einem Knoten ab. Nur die obersten zwei bis drei Blätter bleiben dran, der Rest wird entfernt. Die verbliebenen Blättchen ernähren den Steckling so lange, bis er neue Wurzeln ausbildet. Zeigen sich die ersten Wurzelenden, wird das Pflänzchen in einen kleinen Topf mit Anzuchterde gesetzt und gut angegossen.

  • Kann man Stecklinge im Wasser anziehen?
    Ja, dafür eignen sich vor allem Kräuter und Ficus-Arten. Diese Pflanzen benötigen keine Erde, um Wurzeln auszubilden. Der Steckling sollte bis zum Blattansatz im Wasser stehen, das man wöchentlich wechselt. Sobald erste Wurzeln sichtbar werden, kommt er in Anzuchterde, um seine Versorgung mit Nährstoffen zu gewährleisten.

Vermehrung von Pflanzen durch Aussaat

Aussaatfähige Samen bilden sich, wenn Blütenpollen von anderen Pflanzen gleicher Art befruchtet wurden. Die Übertragung der Pollen von Blüte zu Blüte geschieht entweder durch den Wind oder durch Insekten. Im Samen befindet sich dann eine Kombination des Erbgutes beider Elternpflanzen.

Diese Art der Vermehrung spielt für die genetische Vielfalt in der Natur eine kardinale Rolle. Im Garten ist diese Vielfalt jedoch nicht erwünscht. Denn die wunderschön rosa gefüllten Blüten möchte der Gärtner genauso haben und wünscht sich, dass sie auch so bleiben. Säen sich die Blumen jedoch von selbst immer weiter aus, kann das zu optischen Veränderungen führen, die dem Menschen nicht willkommen sind. Bei Gemüse können dabei geschmackliche Verschlechterungen auftreten. Am besten greifst du in deinem Garten nur zur generativen Vermehrung, wenn es sich um samenfeste beziehungsweise samenechte Sorten handelt.

So funktioniert Samengärtnern:

1. Die Samenernte
Bei der Samenernte kommt es auf die Pflanzenart an. Gemüsesorten wie beispielsweise die Tomate oder der Kürbis bieten uns keimfähige Samen ganz einfach mit der reifen Frucht an. Andere Arten sind da etwas kapriziöser.

  • Bei Sorten wie Gurken, Zucchini, Erbsen und Bohnen musst du mit der Ernte warten, bis die Früchte überreif sind. Erst dann gewinnst du keimfähige Samen.
  • Beim Salat darfst du die Köpfe für die Samenernte nicht abschneiden. Stattdessen warte die Blüte ab, um Saatgut zu gewinnen.
  • Mangold, Karotten oder Rote Rüben bilden erst nach der Überwinterung Samen aus.

2. Die Aufbereitung
Nach der Samenernte steht die Reinigung an. Dafür gibt es grundsätzlich zwei Methoden.

  • Nassreinigung bei Fruchtgemüse: Sind die Samen noch von Fruchtfleisch umgeben, gibt man sie in ein Gefäß mit Wasser und deckt dies mit Frischhaltefolie ab. Nach spätestens zwei Tagen haben sich die Fruchtfleischreste gelöst und die Samen können abgespült und getrocknet werden.
  • Trockenreinigung bei allen anderen Samenträgern: Je nach Pflanzenart kann es bereits ausreichen, die Samen mit der Hand von Blattresten und ähnlichen Verunreinigungen zu befreien.

3. Die Lagerung
Sind die Samen getrocknet, müssen sie adäquat eingelagert werden. Dabei ist vor allem auf
drei wichtige Punkte zu achten:

  • Trockenheit: Je trockener die Samen, desto länger behalten sie ihre Keimfähigkeit. Sind hingegen noch Reste von Feuchtigkeit vorhanden, droht Schimmelbefall.
  • Dichtigkeit: Dichte Gefäße sorgen für möglichst wenig Kontakt mit der Luft. Gut zu verschließende Gefäße oder Samensäckchen eignen sich deshalb am besten für die Lagerung.
  • Kühl, dunkel und trocken: Optimal sind Temperaturen zwischen 0 und 10 Grad Celsius. In einem dunklen trocknen Raum ist Saatgut am besten aufgehoben.

Achten darauf, dein selbst geerntetes Samenlager präzise zu beschriften. Ansonsten kannst du die einzelnen Sorten später nicht mehr unterscheiden und verlierst schnell den Überblick.

Fazit – Mit ein bisschen Know-how gelingt die Pflanzenvermehrung

Die Vermehrung von Pflanzen ist nicht schwierig, wenn man sich ein bisschen Wissen angeeignet hat. Es ist auf jeden Fall von Vorteil, sich einige grundlegende Kenntnisse über die verschiedenen Vermehrungsarten anzueignen. Dabei muss man nicht sehr in die Tiefe gehen, Detailwissen ist für
eine erfolgreiche Vermehrung nicht unbedingt notwendig. Beschäftige dich mit den Pflanzenarten und ihren verschiedenen Besonderheiten. Denn nicht jede Gattung vermehrt sich auf die gleiche Art und Weise.
Wenn du dich entschieden hast, was in deinem Garten oder auf deiner Fensterbank gedeihen soll und wie sich diese Arten vermehren, ist der praktische Teil ganz einfach. Mit etwas Erfahrung kannst du dann auch mal Experimente machen und dich an neuen Züchtungen versuchen. Oder du bleibst beim Altbewährten und vermehrst nur Küchenkräuter und dein Lieblingsgemüse. Auf jeden Fall ist die eigene Nachzucht von Pflanzen immer ein naturnahes Erlebnis mit Überraschungsfaktor. Denn nicht jede Ernte fällt gleich aus.
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